Moderne Sklaverei und Kinderarbeit

Weltweit leben 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei und 152 Millionen Kinder müssen arbeiten

Neue Daten zeigen, dass die Nachhaltige Entwicklungsagenda 2030 der Vereinten Nationen, insbesondere das Ziel 8.7 nicht erreicht wird, ohne dass der Kampf gegen neue Formen der Sklaverei und Kinderarbeit verstärkt wird.

Nachricht | 19. September 2017

New York (ILO-News )– Neue Forschungsergebnisse der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO); der Walk Free Stiftung und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben das wahre Ausmaß von moderner Sklaverei weltweit aufgezeigt.

Die neuen Daten wurden zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York präsentiert. Demnach waren im Jahr 2016 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer von modernen Formen der Sklaverei.

Die ILO hat zudem Schätzungen zur Kinderarbeit veröffentlicht, die bestätigen, dass 152 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren Kinderarbeit leisten.

Die Zahlen zeigen, dass Frauen und Mädchen mit 29 Millionen oder 71 Prozent überproportional häufig von moderner Sklaverei betroffen sind. Frauen sind zudem zu 99 Prozent Opfer von Zwangsarbeit in der kommerziellen Sexindustrie. 84 Prozent erleiden Zwangsheiraten.

Die Forschungen belegen, dass unter den 40 Millionen Opfern der modernen Sklaverei, 25 Millionen in Zwangsarbeit leben. 15 Millionen wurden zwangsverheiratet.

Kinderarbeit konzentriert sich hauptsächlich in der Landwirtschaft (70,9 Prozent). Fast eines von fünf Kinderarbeitern arbeitet für Dienstleister (17,1 Prozent) und 11,9 Prozent sind in der Industrie zu finden.

Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören."

Guy Ryder, ILO Director-General
ILO-Generaldirektor Guy Ryder sagte zur Veröffentlichung der Studien: „Die Botschaft, die die ILO heute zusammen mit ihren Partnern - der Alliance 8.7 - verkündet ist eindeutig: Wenn wir unsere Bemühungen im Kampf gegen diese Geißel der Menschheit nicht grundlegend verstärken, wird die Weltgemeinschaft nicht in der Lage sein, die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören.“

Andrew Forrest, Vorsitzender und Gründer der Walk Free Stiftung kommentierte: „Die Tatsache, dass sich immer noch 40 Millionen Menschen jeden Tag in moderner Sklaverei befinden, sollte uns die Schamesröte ins Gesicht treiben. Moderne Sklaverei betrifft Kinder, Frauen und Männer weltweit. Dies dokumentiert die tiefgreifende Diskriminierung und Ungleichheit in der Welt, gepaart mit einer schockierenden Toleranz für Ausbeutung. Wir müssen das stoppen. Wir alle können dazu beitragen diese Realität zu ändern – in der Geschäftswelt, Regierung, Zivilgesellschaft und als Einzelner.“

Zu den Daten

Die neuen globalen Schätzungen sind das kollektive Ergebnis aller Mitglieder der Alliance 8.7, eine globale Partnerschaft zur Beendigung von Zwangsarbeit, moderner Sklaverei, Menschenhandel und Kinderarbeit. Sie bringt Vertreter von Regierungen, UN Sonderorganisationen, den Privatsektor, Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften sowie der Zivilgesellschaft zur Erreichung des Ziels 8.7 der nachhaltigen Entwicklungsagenda zusammen.

Die Daten sind in zwei Berichten veröffentlicht:

Hinweis für die Herausgeber:

Moderne Sklaverei:

Geschätzt sind 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei gefangen. Frauen und Mädchen sind überproportional betroffen, mit fast 29 Millionen oder 71 Prozent. Eines von vier Opfern der modernen Sklaverei ist ein Kind, insgesamt sind geschätzte 10 Millionen Kinder betroffen. 37 Prozent von den zur Heirat gezwungenen, sind Kinder.

Zwangsarbeit:

2016 befanden sich geschätzte 25 Millionen Menschen in Zwangsarbeit. Von diesen finden sich 16 Millionen Menschen in ausbeuterischer Zwangsarbeit im Privatsektor, beispielsweise als Hausangestellte, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Geschätzte fünf Millionen Menschen arbeiten in Zwangsverhältnissen der sexuellen Ausbeutung. Mehr als vier Millionen Menschen, oder 16 Prozent, befinden sich in Zwangsarbeitsverhältnissen, die ihnen von staatlichen Strukturen aufgenötigt werden.

Zwangsheirat:

2016 lebten geschätzte 15,4 Millionen Menschen in einer Zwangsheirat. Von diesen fallen 6,5 Millionen Fälle in die letzten fünf Jahre (2012-1016), die verbleibenden Menschen wurden vor dieser Zeit zwangsverheiratet und sind es bis heute. Mehr als ein Drittel aller Opfer von Zwangsheiraten sind Kinder und fast alle Opfer sind Mädchen.

Kinderarbeit:

152 Millionen – 64 Millionen Mädchen und 88 Millionen Jungen – unterliegen der Kinderarbeit. Das entspricht fast eines von zehn Kindern weltweit. Die höchste Zahl von Kinderarbeitern zwischen fünf und 17 Jahren findet sich in Afrika (72,1 Millionen Kinder), gefolgt von Asien und dem Pazifik (62 Millionen Kinder), dem amerikanischen Kontinent (10,7 Millionen Kinder), Europa und Zentralasien (5,5 Millionen Kinder) und den arabischen Staaten (1,2 Millionen Kinder). Geschätzt ein Drittel der Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren, die Kinderarbeit verrichten, gehen nicht zur Schule. 38 Prozent der Kinder in diesem Alter befinden sich in gefährlicher Arbeit und fast zwei Drittel von ihnen im Alter von 15-17 Jahre arbeiten mehr als 43 Stunden in der Woche.

Medienkontakte:

  • International Labour Organization: Bitte kontaktieren Sie das ILO Department of Communication and Public Information at +4122/799-7912,newsroom@ilo.org 
  • Walk Free Foundation: Bitte kontaktieren Sie Martina Ucnikova, Head of Media and Communications, Walk Free Foundation, +61428/997-881, mucnikova@minderoo.com.au 
  • International Organization for Migration: Bitte kontaktieren Sie Leonard Doyle, Head Media and Communications Division IOM/Spokesperson, Tel: +4179/285-7123,ldoyle@iom.int 

Alliance 8.7:

Die Alliance 8.7 ist eine globale strategische Partnerschaft, die sich dem nachhaltigen Entwicklungsziel Nr. 8.7 verpflichtet, das die Welt dazu aufruft „sofortige und wirksame Maßnahmen (zu) ergreifen, um Zwangsarbeit abzuschaffen, moderne Sklaverei und Menschenhandel (zu) beenden und das Verbot und die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, einschließlich der Einziehung und des Einsatzes von Kindersoldaten, sicher(zu)stellen und bis 2025 jeder Form von Kinderarbeit ein Ende (zu) setzen“. Alliance 8.7 trägt zudem zur Erreichung der Ziele 8.7 5.2, 16.2, 16.3 und 16.a bei. Bei der Allianz geht es auch darum, das Wissen der einzelnen Akteure zu teilen und weiter auszubauen. Gemeinsam sollen innovative Ansätze verfasst und erprobt, Prioritäten gesetzt sowie am Ende die Finanzierung von Projekten vorangetrieben werden.

Internationale Arbeitsorganisation:

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Genf. Sie ist zuständig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards. Die weltweit geltenden ILO-Übereinkommen und Empfehlungen sollen die Rechte bei der Arbeit und damit menschenwürdige Arbeit für alle Menschen auf der Welt sicherstellen. Die ILO hat eine dreigliedrige Struktur und bringt Regierungsvertreter, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen ihrer 187 Mitgliedsstaaten zusammen. Die ILO wurde bereits im Jahr 1919 gegründet.

Walk Free Foundation:

Die Walk Free Foundation ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, gegründet von Andrew und Nicola Forrest. Sie teilt das Ziel der Abschaffung der modernen Sklaverei weltweit. Die Stiftung gibt Informationen und unterstützt Länder in ihren Bemühungen im Kampf gegen Sklaverei in der Gesetzgebung. Die Stiftung engagiert sich bei Regierungen (Global Slavery Index), in der Geschäftswelt (Bali Process Business Forum) und beim Global Freedom Network.

Internationale Organisation für Migration:

Gegründet im Jahr 1951, ist die Internationale Organisation für Migration (IOM) die führende internationale Organisation mit dem Arbeitsfeld Migration innerhalb der Vereinten Nationen. Sie arbeitet eng mit Regierungen, UN Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Mit 166 Mitgliedsstaaten und weiteren acht Staaten mit Beobachterstatus, unterhält die IOM Büros in mehr als 100 Ländern. Die IOM widmet sich der Förderung einer humanen und geregelten Migration zum Wohle aller und richtet ihre Dienste an Regierungen und Migranten.